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"Ich habe es vermisst..."

Vor ein paar Tagen war ich im Gespräch mit einer meiner lieben Klientinnen, nennen wir sie an dieser Stelle der Einfachheit halber "Prinzessin Merida". Wir arbeiten seit ca. 2 Monaten miteinander und sie erzählt mir ein bisschen davon, wie sehr sich ihr Leben gerade verändern darf, wie unglaublich gut es ihr tut, wieder mehr hinauszugehen, sich anders zu kleiden, wieder mehr Farbe in ihr Leben zu bringen, sich im wahrsten Sinn des Wortes "sichtbar" zu machen.

Ihr müsst wissen, Merida arbeitet mit und an Menschen und hat während ihrer Ausbildung eingeprägt bekommen, unauffällig sein zu müssen. Still. Leise. Zurückhaltend. Bedacht. Behutsam. Am Besten in unaufdringlicher, weißer oder beiger Kleidung um nur ja niemandem zu Nahe zu treten. Schon während ihrer Ausbildung hat sie sich gefragt, ob sie an dieser Schule richtig ist. "Bin ich hier richtig?" - "Bin ICH richtig?" Und die Antwort war, wenn vielleicht auch nur unterbewusst, irgendwie immer ein fettes, fieses „nein“, auch wenn es niemand so direkt ausgesprochen hat. Das hat ganz tief drinnen natürlich was mit Merida gemacht. No, na.

Und während Merida also so vor sich hinschwärmt, von dem neuen Gefühl, von der Farbe in ihrem Leben, von der Lebenslust und davon selbst wieder bunt, laut & lustig zu sein, so wie damals mit Anfang, Mitte 20 (was ja doch schon ein, zwei oder möglicherweise 20 Jährchen zurückliegt) und vom Gefühl sich gerade von der Raupe in den Schmetterling zu verwandeln, seufzt sie, wie sehr sie "es" doch vermisst hat.

Es ist der Moment in dem ich ganz kurz die Luft anhalte. Der Moment in dem die Zeit ganz kurz stehenbleibt. Der Moment in dem sich über meinen ganzen Körper eine Gänsehaut ausbreitet. Der Moment der mein
e Augen mit Tränen füllt.

"Hast Du "es" vermisst liebe Merida oder hast Du DICH vermisst? Vermisst Du "es" oder vermisst Du Dich?!"

Da ist er. Dieser verdächtige Glanz auch in Meridas Augen. Getroffen. Ins Schwarze. Aber sowas von. Dabei wollte ich sie gar nicht treffen, zumindest nicht auf diese Weise. Nur berühren, etwas in ihr bewegen. Sanft natürlich. Merida braucht mir keine Antwort geben auf meine Frage, unsere Herzen kennen die Antwort bereits. 

Tja. Und nun steh ich hier, mit meinem ach so großen Talent mich toooootal super abgrenzen zu können von meinen "Soulis" und ihren Themen und die Frage will mich seit dem einfach nicht mehr loslassen. Sie schwebt um mich herum, kommt mal sanfter und mal gröber um die Ecke, meistens zu Tages- und Nachtzeiten die echt nicht feierlich sind, und manchmal schubst sie mich sogar. Dieses Luder. *gg* 

Ich vermisse es. Ich vermisse mich.“

Geht es immer hier immer noch um Prinzessin Merida? Oder geht es hier um Dich? Oder geht es gar um mich? Oder ein bisschen um uns alle? Um uns alle, die wir uns möglicherweise auf unserem Weg ein kleines bisschen verloren haben? Oder die wir uns mit großer Wahrscheinlichkeit sogar freiwillig ein bisschen aufgegeben haben? Zwecks geliebt werden wollen. Zwecks dazugehören wollen. 

Womöglich geht es um uns alle, die vielleicht ein bisschen leiser sind, als es in ihnen schreit um nur ja niemanden zu stören. Um uns alle, die vielleicht ein bisschen weniger bunt sind, als sie sich in ihrem Inneren fühlen, nur um ja niemandem zu Nahe zu treten. Um uns alle, die vielleicht ein bisschen mehr ihr Licht dimmen, als es in ihnen selbst leuchten würde, ja, sich möglicherweise sogar ganz unsichtbar machen, nur um ja niemanden zu blenden.

(c) Lieblingsmensch

Ich kann mir gut vorstellen, es geht um uns alle, die ein bisschen weniger Gefühle zeigen als in uns toben, nur um ja niemandem ein schlechtes Gefühl zu geben. Völlig egal ob es sich dabei um gute Gefühle handelt oder um schlechte.

Wenn ich daran denke, fallen sie mir ein. All die ungeweinten, hinuntergeschluckten Tränen, weil so gut wie niemand die Traurigkeit aushält - weder die eigene, noch die von anderen. All die aufgestaute Wut, die sich meistens in den ungeeignetsten Momenten, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit beim „falschen“ Menschen (Du weißt, was gemeint ist), ihren Weg sucht. Weil Wut sich nicht gehört, schon gar nicht für Mädchen und Frauen. Und während die Mehrheit von uns nach Außen hin die „Contenance“ sowas von gut wahren kann, wir uns in Gesellschaft meist diplomatisch, liebevoll und verständnisvoll zeigen, fällt daheim im vertrauten und im vermeintlich „sicheren“ Rahmen die Maske.

Hand aufs Herz, es ist aber auch wirklich verdammt anstrengend den lieben langen Tag immer so süß und nett zu sein und die Haltung zu bewahren. Tja. Und dann sitzen wir Ladys und sind traurig, verzweifelt und wütend auf uns selbst, haben Schuldgefühle und es tut uns soooo leid, dass uns z.B. den Kindern gegenüber mal ein Brüller ausgekommen ist. Bei manchen ist es zum Glück nur ein kleiner Brüllkäfer, bei anderen kann sich das so äußern, dass der Nachbar gleich sein Zimmer mitaufräumt. Ihr kennt den Spruch doch bestimmt: 🤭

(c) quadrosopics.com

Gleichzeitig kreucht und fleucht aber auch so unfassbar viel gebändigte (!) Freude (ja, Du hast richtig gelesen) & nicht gelebte Lebenslust herum in unserem persönlichen Universum, weil „man" das Gefühl hat, dass es einem selbst nicht gut gehen darf, während es jemand anderem schlecht bzw. schlechter geht als Dir, mir, uns. Und da hab ich mich doch tatsächlich schon selbst dabei erwischt. Ich mein, wie schlimm ist das denn, wenn wir schon beinahe ein schlechtes Gewissen haben, sobald wir die Frage „Wie geht es Dir?“ - mit „Wirklich super“ beantworten können und das dann auch noch wirklich, wirklich so meinen?!? Himmelherrschaftszeiten. Genau genommen ziemlich erschreckend, dass es für unsere Gesellschaft scheinbar „normal“ ist, dass wir gestresst, genervt, traurig oder sonst was sind und glückliche Menschen immer mehr zur Rarität werden. Ihr wißt schon, fast sowas wie Außerirdische. Special Editions. *gg* Wobei, das finde ich jetzt beinahe cool, wenn ich mich selbst als „Special Edition“ bezeichnen kann. Kann auch nicht jeder von sich behaupten. 🤩☺️  Und nein, natürlich strahlt auch mir nicht jeden Tag die Sonne aus dem Allerwertesten, weil wir alle am Ende vom Tag halt auch „nur“ Menschen sind, aber schon eher überdurchschnittlich häufig, würd ich jetzt mal so behaupten - und das ganz ohne schlechtem Gewissen und in der Hoffnung ganz viele Menschen damit anstecken zu können. Also mit der Sonne im Herzen statt im Hintern. 🤭

Die Zahlen sprechen für übrigens auch für sich. Dr. Google sagt: 13.600.000 Ergebnisse für „Lebensfreude“. 15.100.000 Ergebnisse für „Leichtigkeit". 76.300.000 für „glücklich“ und, jetzt haltet Euch fest: 2.320.000.000 (!!!) Ergebnisse für Depression! Ganz schön traurig, im wahrsten Sinn des Wortes. 🧐😇

Jetzt verrate ich Euch etwas, wofür ich ganze 41 Jahre gebraucht hab um das zu verstehen. Voi peinlich, aber besser spät als nie, nicht wahr? 🙃 Es könnte ja durchaus sein, dass es Euch ähnlich geht wie mir & darum geh ich das Risiko mich zu blamieren jetzt einfach mal ein. Depression aus dem englischen übersetzt kommt von „Unterdrückung“, alsooooo, etwas von sich „unterdrücken“… ABER HALLO. Klingelt es bereits? Ach, Süße, gö, es zieht grad ein kleines bisschen in der Herzgegend… 💖😵‍💫

Wie viele von uns vergessen vor lauter funktionieren, machen und tun, tagein, tagaus, sich für alles und jeden verantwortlich fühlen auf sich selbst??? Verlieren auf unserem Weg zwischen all den Erwartungen & dem Streben nach Perfektion, sich selbst??? 🥺

Wir sind so sehr bemüht unseren vielen Rollen, als Tochter, Partnerin, Ehefrau, Hausfrau, Mama, im Beruf etc. gerecht zu werden und vergessen in der Hitze des Alltags manchmal komplett auf unsere Leichtigkeit und Lebensfreude. Wie viele von uns hören auf zu träumen? Verschieben ihre Wünsche & Sehnsüchte & Bedürfnisse auf später? Hören auf zu singen, zu summen, zu tanzen. Huschen durch den Tag als gäbe es kein Morgen. Hören die Bienen nicht mehr summen, sehen Schmetterlinge nicht mehr fliegen, lassen sich den Apfelstrudel nicht (mehr) langsam und genüßlich auf der Zunge zergehen, stecken ihre Nase nicht mehr so wie Kinder in eine Blume, dass die Nasenspitze voll mit Blütenstaub ist und saugen dabei ihren Duft so sehr in uns auf, dass er sich für immer in uns einprägt.

WIR HABEN DOCH KEINE ZEIT. Stimmt. Wir haben keine Zeit. Für bedeutungslose Beziehungen, gespielte Freundlichkeit, unnötige Unterhaltungen, unterdrückte Gefühle, vergessene Träume, denn eines Tages werden wir aufwachen und keine Zeit mehr haben für all die Dinge die wir immer tun wollten, für all die Liebe die wir immer spüren wollten, für all unser Licht, das wir irgendwann mal leben wollten….

Darum hier nochmal ein kleiner Apell an Dich, mich, uns - mit den schlauen Worten von Paulo Coelho:

(c) Meerweh


Von ganzem Herzen, Eure Melanie

PS: ich freue mich natürlich riesig über Eure Gedanken (Kommentare) 😍🥰

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Mit Hilfe der Irisdiagnose zu mehr Farbe im Leben ;-)
https://www.melaniekogler.at/irisdiagnose-iridologie/

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