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Regenbogenbaby

Ich habe diesen Artikel im November zu schreiben begonnen. Jetzt haben wir Februar. Ihr dürft Euch also selbst ausrechnen, wie leicht es mir gefallen ist, diese Zeilen für Euch zu schreiben und dann auch noch mit Euch zu teilen. Nackig machen. Macht verletzbar. Ist nicht einfach. Aber ihr kennt doch bestimmt den Spruch: "Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede." Also überwinde ich alle meine inneren kleinen Schweinehündchen, denn wenn auch nur eine einzige Frau aus meinen Zeilen Hoffnung schöpfen kann, wenn sich nur eine einzige Frau verstanden fühlt, weiß, dass sie nicht alleine ist, dass das Leben immer wieder weitergeht und im Nachhinein ganz oft gut ausgeht, dann hat es sich gelohnt...


Ende 2018 und ich habe heute das erste Mal etwas von einem "Regenbogenbaby" gelesen. Nur allein dieser Begriff hat mich so wahnsinnig tief berührt dass ich sofort recherchieren musste, was denn ein Regenbogenbaby überhaupt ist. Und obwohl diese, meine Geschichte zutiefst traurig ist, möchte ich sie mit euch teilen. Denn gleichzeitig ist sie auch wunderschön und gibt viel Hoffnung. Viele lesen ja wahrscheinlich den Begriff Regenbogenbaby, denken sich nichts dabei und leben auch ohne dieses Wissen munter drauf los weiter. Das sind dann vermutlich diejenigen denen die Erfahrung erspart geblieben ist jemals ein Baby zu verlieren. Ich gehör da leider nicht dazu. Aber zu meinem grossen Glück hab ich eines dieser sogenannten Regenbogenbabys zuhause gesund und munter herumlaufen. Meine kleine Süße. Meine Prinzessin. Regenbogenbabys sind nämlich die Babys, die man bekommt nachdem man ein anderes Baby verloren hat. Der Regenbogen steht für neue Hoffnung. Hat für mich aber gerade heute noch eine ganz andere Bedeutung bekommen und darum erzähle ich Euch die ganze Geschichte in aller Ruhe von vorne. Achtung. Mit dem einen oder anderen Gänsehautmoment.


(c) Melanie Kogler

Dieser unglaublich wunderschöne Regenbogen entstand am 29. Mai 2015. Das Foto habe ich vom Krankenhausbett aus gemacht. An dem Tag an dem mein, unser kleines Sternchen seine Reise angetreten hat. Das kann doch kein Zufall sein. Ich meine, wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass genau an diesem Tag in einem Mai, genau über diesem Krankenhaus sich ein Regenbogen in genau dieser Intensität zeigt??? Hand aufs Herz, sogar für mich als Skeptikerin schaut das verdächtig nach einem Zeichen aus. Und wenns nicht so ist, ist es in Wahrheit auch egal, denn der Gedanke ist sooooo genial schön. Und das alleine zählt.

Ach, es hat mir damals das Herz gebrochen. Wisst ihr, Sternchen war für mich nämlich ein kleines Zeichen unserer Liebe. Wie in jeder Beziehung gab es auch bei uns mal zwischendurch Schwierigkeiten und als wir diese überwunden hatten, hat sich Sternchen ganz still und heimlich eingeschlichen. So ein kleines Strizzi. Und für mich war das die schönste Bestätigung dass mein Liebster und ich doch zusammengehören. Jeden Tag ist man sich da ja doch nicht zu 100% sicher ... also für ein paar Sekunden mal zwischendurch...ihr wisst schon, wie das so ist, wenn man schon ein Lieblingskind daheim hat, jede Menge Alltag und sich die rosarote Brille unter Umständen, eventuell, vielleicht, bereits ein klitzekleines bisschen eingetrübt hat, nach 1,2, 10 gemeinsamen Jahren.

Wir waren damals schon beim Frauenarzt, hatten gemeinsam schon die Herztöne des kleinen Seelchens gehört und gesehen und meinen Mutterkind-Pass hielt ich auch schon ganz stolz in meinen Händen - gemeinsam mit einem hübschen Ultraschallbild. Eines der schönsten Babys auf der ganzen weiten Welt. Ihr wisst schon. Und wir haben es zwar nicht gewusst, weil es dafür noch viel zu früh war, aber ich hab es ganz genau gespürt, es wird ein Mädchen. Das war Mitte Mai. 

Und am 22. Mai 2015 bekam ich von meinem Göttergatten einen Heiratsantrag. Einen so bezaubernden, mit so viel Emotion, wie ich sie mir im Traum nicht erwartet hätte, dass ich gar nicht anders konnte als „ja“ zu sagen. 😉😍 Und ganz euphorisch und verliebt hab ich noch in der selben Woche Probe-Texte für die Hochzeitseinladung geschrieben. Inkl. Babyname versteht sich. Das war für mich soooo selbstverständlich. Nicht eine Sekunde hab ich daran gezweifelt, dass es anders kommen könnte. Bis zu dem Tag an dem ich eine minifuzzikleine Blutung hatte. Nicht einmal der Rede wert. Ich hab mir noch nicht einmal Sorgen gemacht, habe beim Doc ganz ehrlich nur deshalb angerufen, weil ich unser Baby einmal öfter sehen wollte als laut Plan vorgesehen und ich noch ein Foto mehr zum Anhimmeln und mich freuen haben wollte. Tja. Salopp gesagt: der Schuss ging nach hinten los.

Dann war er also da: dieser eine Moment. Der ernste Blick. Der mitfühlende Blick. Der Moment in dem die Erde ganz kurz still steht. Das Herzchen hat nicht mehr geschlagen. Der Doc meinte, es würde ihm leid tun.

Wenn man solche Geschichten hört oder liest, denkt man sich immer, dass sich in so einem Moment der Abgrund auftut und man sich fühlt als würde man in ein schwarzes, großes, tiefes Loch stürzen. Ich hab das damals aber auf ein bisschen später verschoben. Ich habe dem Doc nämlich kein Wort glauben wollen. Habe ihm möglicherweise ein kleines bisschen hysterisch unterstellt, dass er überhaupt keine Ahnung von seinem Job hat. Stümper. Also das hab ich nicht gesagt, aber mir damals gedacht. Und ich hab ihm gesagt, dass ich zu einem anderen Arzt gehen werde, der sich auskennt.

Im Nachhinein betrachtet war mein Doc eh recht tapfer. Wird er vermutlich öfter mal erleben. Er hat mir mit mitfühlendem Blick und sanfter Stimme gesagt, dass ich das gerne machen kann, aber dass ein anderer Doc leider das gleiche sagen wird und er hat lieb gefragt, ob er jemanden anrufen soll um mich abholen zu lassen. Und dann hat er mich noch zu trösten versucht, indem er gemeint hat, dass ich noch jung wäre und dass wir in 4 Wochen schon wieder loslegen können. Ähm. Wie bitte? Ja, Du hast gerade richtig gelesen. Im einen Moment erfährst Du, dass Dein Baby sich dafür entschieden hat, einen anderen Weg zu gehen und im nächsten Moment offenbart Dir Dein Doc, dass Du gleich das nächste Baby planen solltest. Jetzt mal im Ernst??? Ich meine, was sollte man darauf sagen?!? Wäre dieser Moment nicht so extrem tragisch und traurig und dramatisch gewesen, vielleicht wäre es sogar komisch gewesen. Also prinzipiell hab ich ja Humor. Und grundsätzlich bin ich auch ein positiv denkender Mensch, aber das war sogar mir ein Stück zu heftig. Vielleicht war das einfach nur die Hilflosigkeit eines Mannes, der es nicht besser wußte, oder eines Mannes, der tagtäglich mit solchen Momenten konfrontiert ist und deshalb ein Stück weit abgehärtet ist. "Und i werd kalt und immer kälter und i werd abgebrüht und älter..." 

Meine folgenden Entscheidungen an diesem Nachmittag waren dann zugegebenerweise nicht die Klügsten. Auf sie bin ich alles andere als stolz. Darum lasse ich diese aus und möchte Euch nur wissen lassen, falls ein Mann diese Zeilen lesen sollte: glaub mir, in den wenigsten Fällen ist in so einem Moment Deine Frau noch Deine Frau. Sie steht neben sich. Sie spürt sich nicht. Sie ist leer. Ihr Herz ist kurzfristig eingefroren. Und gleichzeitig ist so viel Schmerz in ihr. Und es kann sein, dass es eine Zeit dauert bis sie wieder Deine Frau wird. Deine geliebte Frau. Und ja, es kann sogar passieren, dass sie gar nie wieder die "Alte" wird. Aber damit lernt ihr umzugehen wenn Eure Liebe stark genug ist. Ja, sie weiß, dass es Dir auch weh tut. Sie ist ja nicht doof, war ja Euer gemeinsames Baby. Dein Baby. Aber manchmal kann sie nicht raus aus ihrer Haut und es tut ihr sooooo unglaublich leid, dass sie nicht für Dich da sein kann, dass sie nicht stärker ist, dass es ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hat, dass sie sich im Ausnahmezustand befindet und nicht weiß, wie sie da wieder rauskommen sollte. Aber gemeinsam könnt ihr es schaffen. Glaub an Euch. Glaub an sie. Sie steckt noch irgendwo da ganz tief drinnen, Deine Liebste.

Am nächsten Tag bin ich dann also tatsächlich ins Krankenhaus. Zu einem anderen Doc. Einem der sicher kompetenter sein würde, als der Doc, dem ich schon fast 20 Jahre lang mein Vertrauen geschenkt hatte. Der erkennen würde, dass mein Strizzi-Sternchen sich nur einen kleinen Scherz mit uns erlaubt hatte. Aber unser Sternchen hatte sich tatsächlich dafür entschieden nicht bei uns zu bleiben.

https://uk.gofundme.com/f/angelbabybrynn

All die Gefühle die damals auf mich eingeprasselt sind, kann ich so gar nicht wiedergeben. Damit könnte ich ein ganzes Buch füllen. Ich war auch zornig. So unglaublich zornig. Auf unser Baby weil es nicht bei uns sein wollte. Und hatte ein schlechtes Gewissen deshalb. Und ich war so verzweifelt. Ich war so extrem verzweifelt, dass ich, wer mich kennt, weiß dass ich ein ziemlicher "Kopfmensch" bin, sogar zu einer "Energetik-Tante" ging und zuhause (!) für mich auf alle meine Fragen Engelkarten gezogen habe. Ich nämlich. Wer mich kennt, weiß wie verzweifelt ich da gewesen sein muss, obwohl es in Wahrheit eh niemand abstreiten kann, dass es da "etwas" gibt...auch wenn viele von uns es sich nicht eingestehen wollen. Aber das ist ein anderes Thema. Kurz zusammengefasst:

https://weheartit.com/entry/58044094

Auf alle Fälle bin ich dann nach einiger Zeit über einen Gedanken gestolpert, der mich über viele traurige Tage getragen hat und diesen möchte ich sehr gerne mit Euch teilen:

Eine jede Seele kommt auf die Welt um etwas ganz Bestimmtes zu erleben. Seelen verspüren keinen Schmerz. Sie wollen einfach nur lernen. Und manche Seelchen wollen einfach nur einmal in ihrem Leben wissen, wie es ist, absolut erwünscht zu sein und einfach nur bedingungslos geliebt zu werden. Und wenn sie genau diese Erfahrung gemacht haben, dann können sie wieder gehen und weiterziehen um ihre nächsten Erfahrungen zu sammeln.

Dieser Gedanke gefällt mir. Mit dem kann ich leben und mich arrangieren. Und vielleicht hilft er auch Dir...oder Deiner Schwester...oder Deiner Freundin...oder Deiner Bekannten...

Unser kleines Regenbogenbaby hat sich übrigens wenig später eingeschlichen. Zu einem Zeitpunkt als es alles andere als geplant war. Anfang 2016 mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Und anstatt ein paar Monate alt zu sein und während unserer Hochzeit neben uns im Wagerl zu schlafen, war unser Baby dann halt im Bauch mit dabei von der Partie. Im 7. Monat schwanger zu heiraten ist ja sicher der Traum einer jeden Frau. 🙈🙊🤪 Falls es doch nicht das gleiche Seelchen war, das vielleicht unsere Liebe testen wollte und dann einfach nur ein bisschen später zu uns kommen wollte, haben wir ihr vorsichtshalber einen anderen Namen gegeben als in der ursprünglichen Hochzeitseinladung, die wir zum Glück noch nicht drucken lassen hatten und es gibt eine kleine, süsse Erinnerungsbox und ein kleines Engelchen, das vor unserem Familienfoto sitzt. Aber ich tippe mal ganz scharf drauf, dass es sich ziiiiemlich wahrscheinlich um das gleiche Strizzi handelt...denn 2x ungeplant wo einschwindeln und mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, das traue ich unserer Prinzessin durchaus zu. Das kann sie nämlich mit ihren jetzt 2 Jahren immer noch besonders gut. Sie stellt unser Leben von Anfang an auf den Kopf. Durch sie haben wir viel lernen dürfen. Wachsen dürfen. Viele Fragen stellen dürfen. Antworten für uns und unsere Herzen finden können.

https://www.pinterest.com/pin/599893612845053664/?nic=1


Von Herzen,
Eure Melanie


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