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Schlankheitswahn, Ignoranz oder einfach nur Lebensqualität?

Der Winter neigt sich schön langsam aber doch dem Ende zu. Sehr langsam genau genommen, wenn man bedenkt, dass wir von gestern auf heute wieder Neuschnee dazubekommen haben. Juhu. Nichts desto trotz, der Frühling ist zum Glück eine Kämpfernatur und wird sich über kurz oder lang sicher durchsetzen. Hoffentlich.

Aber nun zum eigentlichen Thema. Wo man hinsieht und hinhört geht es momentan ganz ganz viel ums Abnehmen, ums Entgiften, Entschlacken, schlank werden, schlank sein und schlank bleiben, neumodern ums detoxen. Alles dreht sich um die Figur, um Sport, um Leichtigkeit und DAS Lebens- und Frühlingsgefühl schlechthin. Ach, Anti-Cellulite hätte ich beinahe vergessen. Wie dumm von mir. 

Und ja, auch ich bin mittendrin in diesem Wahn. Hab gerade dieses Wochenende gemeinsam mit ganz lieben Mädels eine von uns lieb bezeichnete Pölsterchen-Challenge über WhatsApp gestartet, in der wir uns gegenseitig motivieren & antreiben um gemeinsam durchzuhalten und unsere unterschiedlichen Ziele mit vielen Tipps und Tricks in der Hitze des Alltags zu erreichen. Und ich bin so unglaublich dankbar dafür. Dafür dass diese Mädels mir vertrauen, dafür, dass wir gemeinsam etwas schaffen werden, von dem so viele nur träumen, weil sie immer wieder anfangen und dann leider nicht durchhalten. So ganz allein. (was dann übrigens meist sehr sehr sehr frustrierend ist)




Naja, bis hierhin soweit alles gut. Zum Start unserer Challenge total glücklich, total motiviert, total zuversichtlich aber dann...

Dann stolpere ich genau in diesem Moment über Worte einer lieben Bekannten - einer sogenannten guten Seele - die, wenn sie das könnte, die ganze Welt und alle die darauf leben, retten würde.



Ich hoffe ich darf sie zitieren:

"Während wir in unserem schönen Land beschäftigt sind, Spaß, Erfolg, Neid und Hass zu haben und "Abnehmerfolge" (Sarkasmus) zu feiern, gehen Menschen in unmittelbarer Nähe Zugrunde. 
An unserer Arroganz und Ignoranz. An unserem Neid und nicht verstehen wollen. Nicht verstehen wollen, dass wir alle dieselben Menschen sind, mit denselben Träumen, Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen..."


Und in diesem Moment flaut die Freude über unsere gemeinsam Challenge für kurze Zeit ein kleines bisschen ab. Plötzlich wird mir ein kleines bisschen flau im Magen und die Frage taucht auf, wie wichtig ist es tatsächlich, wieviel die Waage anzeigt? Was bedeuten 10 kg weniger auf der Waage wirklich für uns, während an einem anderen Stückchen Erde zur gleichen Zeit Menschen sterben müssen? Welchen Sinn macht es, dass ich Zeit und Geld investiere um andere zu begleiten mit mir gemeinsam unserer Wunschfigur näher zu kommen? Macht es überhaupt Sinn? Oder ist es wahrhaftig einfach nur ignorant und arrogant?

Ach, was soll ich sagen ihr Lieben? Selbstverständlich stimmt das was sie sagt. Aber sind "unsere" Sorgen deshalb weniger wert? Nur weil es uns besser geht? Und kommt es nicht in Wahrheit immer drauf an, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet? Die für mich stimmige Antwort darauf hab ich vor ca. 20 Jahren entdecken müssen bzw. dürfen. Damals waren nur die Sorgen noch andere. Ich erinnere mich an eine Freundin aus einem absolut perfekten Elternhaus, zumindest hat das damals so auf mich gewirkt. Was nicht besonders schwer war, für mich als Trennungskind. Auf alle Fälle ist ihr damals ein Fingernagel abgebrochen. Ja, ihr lest richtig. Ein Fingernagel. Und wisst ihr was? In ihrer damaligen Welt war das für sie eine kleine Tragödie. Ein Unglück. Ich hab sie damals innerlich belächelt und mir von ganzem Herzen ihre Sorgen gewünscht. So wie andere sich von ganzem Herzen meine Sorgen gewünscht hätten. Und wieder andere sich dessen Sorgen wünschen würden.

Ihr wisst schon, worauf ich hinaus will: Sorgen und Probleme sind immer relativ. Und ja, da geb ich meiner lieben guten Seele absolut recht: wir alle haben die gleichen Träume, Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche, aber leider, oder zum Glück, sind diese doch immer abhängig von den jeweiligen Lebensumständen. Und ja, glücklicherweise, Gott sei Dank oder dem Himmel sei Dank, dürfen wir in diesem gelobten Land leben und wirken und unsere aktuellen Sorgen sind "nur" ein paar Kilos - zumindest auf den ersten Blick. 

Wobei dieses "nur" dann doch sehr herablassend wirken könnte, für die es sehr wohl einen Unterschied macht. Denn für ganz viele von uns, die wir zwar zugegeben auf recht hohem Niveau jammern, bedeuten ein paar Kilo weniger verdammt viel mehr Lebensqualität. Leichtigkeit. Lebensfreude. Gesundheit. Attraktivität. Selbstbewusstsein. Selbstwert. Wenn man bedenkt, dass manche Menschen nicht mehr leben wollen, weil sie sich selbst nicht mehr im Spiegel sehen wollen, weil sie sich ungeliebt fühlen und unattraktiv, versteht ihr was ich meine...

In Wirklichkeit geht es doch um die Seele, um Gefühle, um ganz vieles das sich im Unterbewusstsein abspielt. Und genau hier setze ich an mit meiner kleinen Challenge. 

Und was soll ich sagen? Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass ein jeder von uns auf seine Art und Weise ein kleiner Weltverbesserer ist. Ja, auch Du! Jede Wette Du hast es schon geschafft, jemanden zum lächeln zu bringen, obwohl dem gar nicht dazu zumute war?!? Na, siehst Du! 😉 DU trägst auf Deine Art und Weise dazu bei, dass diese Welt für jemand anderen ein kleines bisschen schöner und bunter ist als ohne Dich!



Und ja, auch ich zähle mich ein kleines bisschen zu diesen Weltverbesserern. Aber halt (noch) nicht im Großen, sondern im Kleinen. Wenn Dir z.B. so wie mir ein junges Mädchen, Anfang 20 schreibt, dass sie dank mir glücklicher & lebensfroher ist, dass sie dank mir motivierter ist und dank mir die Dinge des Lebens anders zu betrachten beginnt, dann macht es sehr wohl Sinn, was Du oder ich machen. Auch wenn es möglicherweise "nur" gemeinsam abnehmen ist. Oder wie siehst Du das?




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