Direkt zum Hauptbereich

Stolz oder doch einfach nur Aufmerksamkeit "haschen"???

Diesen Samstag hatte mein kleiner Hase Geburtstag. Jetzt ist er schon 6 Jahre alt. Wahnsinn. Die Zeit vergeht. Gerade auf die Welt gekommen und schwupps, schon sind 6 Jahre vorbei. Da könnte man ja beinahe eine Sinnkrise bekommen, aber für die hab ich jetzt gerade keine Zeit und auch keine Lust. Was mich gerade mehr beschäftigt ist das Thema Facebook und generell Soziale Medien. Witzig was einem mitten im Satz so einfällt. Soziale Medien. Wenn man es genau betrachtet, sind die ja gar nicht wirklich so sozial. Ganz im Gegenteil.
(c) https://www.welt.de/icon/article134352155/Hawaiiiii-Das-taegliche-Grauen-der-Facebook-Postings.html


Ich hab erst vor kurzem mit einer mir sehr lieb gewonnenen Lady, zu der ich aber leider so gut wie keinen Kontakt mehr habe, und die sozusagen Chefin einer "Entertainment Group" ist (zu "meinen Zeiten" hieß das noch ganz banal "Disco" ;-)), gesprochen und sie hat mir erzählt, dass Dank diesen "ach so sozialen Medien" die Jugend von heute einfach nicht mehr fortgeht. Während früher "die Hütte" mindestens an 3 Tagen die Woche voll war, wird sie jetzt mit Ach und Krach und Bauchweh nur mehr Samstags voll - weil - haltet Euch fest - die lieben Teenies alleine (!) daheim (!) hocken und über diese diversen Medien miteinander kommunizieren - oder auch nicht. Da bleibt mir nur übrig meinen Kopf zu schütteln, mir keine grauen Haare wachsen zu lassen und zu hoffen, dass dieser doch etwas merkwürdige Trend wieder verschwindet, bis meine Spatzen in dem Alter sind.
Nichts desto trotz kann ich es ja auch fast wieder nachvollziehen. Dieses Facebook und wie sie alle heißen. Ach, da ist das Leben doch so schön. Und so leicht. Und so unbeschwert. Jeder postet und zeigt und schreibt, wie toll und schön und perfekt sein Leben nicht ist. Alles Friede, Freude, Eierkuchen. Ganz viel Liebe, ganz viel Spaß, ganz viel Abenteuer. Und wenn man doch mal Sorgen hat und diese mit seinen "Freunden" teilt, dann bekommt man so viele Herzchen und Aufmunterungen, dass es einem doch gleich viel besser geht. Oder nicht? Ja, zugegeben, kurzfristig mag das schon stimmen. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass Du immer noch mutterseelenallein daheim in Deinem Kämmerlein hockst. Dort kannst Du Dich dann ja ganz toll alleine freuen oder alleine heulen. Wonach Dir halt gerade ist. Oder aber auch zuerst freuen und dann heulen, weil Dir bewusst wird, dass Du zwar 198 gefällt mir hast, aber nur 5 von denen in echt mit Dir feiern würden. Wenn überhaupt.

Mit dem "guten alten" nebeneinander sitzen, gemeinsam weinen oder gemeinsam schweigen, Händchen halten und 2 Liter Eis oder eine große Tafel Schokolade miteinander verputzen und sich wirklich wirklich zu kennen und wirklich wirklich zu mögen so wie man wirklich wirklich ist, kann man das halt nicht vergleichen. Hab ich schon einmal "wirklich" gesagt? 😜 Gibt es solche Freundschaften heutzutage denn noch? In denen man so sein kann wie man ist? Ohne tarnen ohne täuschen? Einfach nur sein?


(c) https://www.stempel-versand.ch/de/detail/index/sArticle/3839

Wisst Ihr aber, was das traurigste an den sozialen Medien ist? Es kann Dir tatsächlich passieren, dass Du darauf reduziert wirst, was Du über diese Medien zu sein scheinst. Wie erkläre ich das jetzt am Besten? Und warum erzähle ich das jetzt? Hmmmm...möglicherweise kann es Freundschaften retten. Möglicherweise kann es ein bisschen Bewusstsein schärfen.

Es war also mal eine Freundschaft. Eine gute Freundschaft, die sicherlich schon ca. 4 Jahre hielt. Eine Freundschaft, man könnte sagen durch dick und dünn. Und noch dazu so eine, in der man sich wöchentlich mindestens 1x, wenn nicht öfter sah, miteinander Dinge unternahm, eine in der sogar die ganze Familie zusammenpasste. Frauen, Männer und Kinder. Und ihr wisst sicher wie selten das ist. Denn Hand aufs Herz, es gibt viele Paare bei denen einer von beiden echt OK ist, Du den anderen aber nicht mal nachgeschmissen brauchst. Oder es gibt etliche Paare, wo Du mit dem Paar an und für sich gerne Zeit verbringst, aber deren Kinder sogenannte "AKs" sind (wer nicht weiß, was das ist: google einfach mal Michael Mittermeier AK ;-)) Ach, ich glaube ihr habt schon verstanden, worauf ich hinauswill.

Auf alle Fälle hielten sich beide Familien nicht sonderlich viel auf Facebook auf. Nennen wir die Familien der Einfachheit halber: Familie Sonne und Familie Mond. (gut, an meiner Kreativität kann ich noch arbeiten 😬) Die Frau von Familie Sonne nutzte ihr Profil schon jahrelang beruflich. Daher sind ihre Postings auch zu ca. 90% beruflicher Natur. Die Frau von Familie Mond, die das von Frau Sonne bisher ja nicht mitbekommen hatte, entschied sich erst nach ca. 3 Jahren Freundschaft ebenfalls für den Einstieg und zog sich danach plötzlich immer mehr und mehr von Familie Sonne zurück. Frau Sonne war das dann irgendwann zu blöd und hat Frau Mond direkt darauf angesprochen, worauf diese meinte: "Deine Postings sind nur beruflich, das bedeutet, dass Dir Dein Beruf wichtiger ist, als Deine Freunde und Deine Familie". Päm. Das hatte bei Frau Sonne ganz schön gesessen. Wo sie doch dachte, dass gerade Frau Mond es besser wissen müsste.

Lange Rede kurzer Sinn, diese ach so sozialen Medien haben also indirekt dazu beigetragen, dass sich Frau Sonne und Frau Mond nun nicht mehr sehen. So ein kleines bisschen wie in dem Lied: "Lady Sunshine und Mr. Moon" nur halt dann "Lady Sunshine und Lady Moon, können gar nichts dagegen tun, dass sie am Himmel sich niemals trafen, denn wenn die eine aufsteht, dann geht die andere schlafen..." *singsing* 💔...Auch wenn die Geschichte ein kleines bisschen traurig ist, der Ohrwurm macht das wieder ein kleines bisschen wett... 😜

Ein kleiner Appell meinerseits um die Geschichte mit Familie Sonne und Familie Mond jetzt abzuschließen: redet mit Euren Freunden! Redet über Eure Gedanken, Gefühle, Eindrücke, Eure Sorgen, über Euren Verdacht...Betonung liegt auf REDEN. In echt. Gegenüber. Mensch zu Mensch. Herz zu Herz. Sofort. Nicht später. Nicht irgendwann.

Und obwohl ich definitiv ein Verfechter echter Worte bin, echter Beziehungen und echter Begegnungen, hatte ich am Samstag, ich glaub um 06:30 schon das erste Mal das Gefühl, ich müsste die ganze Welt bzw. meine ganze soziale Medienwelt daran teilhaben lassen, dass mein kleiner, großer Spatz Geburtstag hat. Ich hab ernsthaft überlegt, ob ich auf WhatsApp ein Statusbild teilen sollte, hab überlegt ob ich auf Facebook ein Bild oder zwei einstellen sollte und hab mich dann aber im selben Gedankenzug gefragt: warum um Himmels willen will ich das??? Warum will ich, dass die ganze Welt vom Geburtstag meines Kindes weiß? Und warum machen fast alle Eltern das, die einen mehr, die anderen weniger offensichtlich?

Ich meine, was hast Du als Elternteil davon, wenn Du 249 Nachrichten für Dein Kind von Menschen bekommst, die Dein Kind aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht einmal kennt? Warum werden selbstgemachte Torten, Geschenke, strahlende Kinderaugen gepostet?

Ich hab da mehrere Theorien entwickelt:

Zuerst mal meine drei eigenen Motive: 😈

1) die Eltern die ihr Kind einfach über alles lieben und so unendlich stolz auf ihr Kind sind, dass es, wie schon erwähnt, einfach die ganze Welt wissen soll...💖😍
2) die Eltern, die unendlich stolz sind - stolz auf sich selbst, weil sie z.B. 6 Jahre mit Kind überlebt haben und das gar nicht mal so schlecht. Es scheint das geliebte Kind ist bis hierhin ganz gut gelungen und wenn die Beziehung dann auch immer noch hält, ist das gleich noch mehr Grund damit irgendwo anzugeben... 🙈🙊
3) die Eltern, meist Mamas, die wirklich wirklich nicht gerne backen, aber sich für den Goldschatz in den Allerwertesten treten, sich ins Zeug legen und ein Törtchen oder ein Küchlein zaubern, das sich sogar sehen lassen kann, mit etwas Glück sogar schmeckt & die sich über ein "gut gemacht" fürchterlich freuen...😬😅



Und dann würden mir noch die einfallen: 

3) die Eltern, meist Mamas, die "Heile-Welt-Familien-Geburtstagsfotos" posten, bei denen es im echten Leben jedoch gar nicht so perfekt läuft, die sich aber selbst und allen anderen ein X für ein U vormachen (wollen). Das sind dann übrigens meistens die, bei denen man aus allen Wolken fällt, wenn... 
4) die Eltern, die in ihrem Leben vielleicht nicht das erreicht haben, was sie gerne erreichen würden, die die ihre Träume möglicherweise aufgegeben haben und deren Kind nun die einzige Hoffnung ist...
5) Eltern die einfach nur Angeber, Selbstdarsteller, Narzissten, etc. sind & die nach ganz viel Aufmerksamkeit haschen, welche sie eventuell im echten Leben zu wenig bekommen...

Und? Warum willst Du die Welt teilhaben lassen an Deinem Leben? 😇


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Lieber ein Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?

Wenn man sich diese Frage so im wahren Leben stellt, dann sollte man meinen, ist die Antwort eigentlich ganz offensichtlich. Wenn man alle Sinne einigermaßen beieinander hat, würde doch jeder halbwegs normal tickende Mensch auf jeden Fall das Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende bevorzugen. Oder etwa nicht? 🤔🙃 Die Aufgabe die sich blöderweise stellt, ist die, zu erkennen WANN ein Ende besser ist. OB ein Ende besser ist. Oder aber, im Nachhinein betrachtet, sich einzugestehen, dass das Ende besser war. Genau betrachtet IMMER für alle Beteiligten. Hach. Sowas will man ja gar nicht hören. Und wahrhaben meist noch weniger. Und immer diese doofen Aufgaben und Entscheidungen. Immer diese Gefühle. So verdammt viele Gefühle. Kopf gegen Bauch. Oder noch fieser, Kopf gegen Herz.  Aktuell muss wohl der Mond irgendwie blöd stehen. Oder es liegt grad was in der Luft. Einige Trennungen inklusive. Ich weiß nicht, ob es mich täuscht, aber Beziehungen scheint es mir, stehen zur Zei...

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen

Ich habe vor kurzem mit einer Ausbildung begonnen. Schon wieder so ein Herzensprojekt. Alt werden ist irgendwie cool, genau betrachtet. Wenn man anfängt auf sich selbst zu hören und seinen eigenen Träumen zu folgen, egal was der Rest der Welt darüber denkt. Aber das ist jetzt ein anderes Thema. Auf alle Fälle war ich zwei Tage vorher schon so unglaublich hibbelig und aufgeregt, dass meine Verdauung komplet verrückt gespielt hat. Ihr kennt den Ausdruck "Schiss haben"? Tja, der kommt wohl nicht von ungefähr! 🙊🙈 Keine Ahnung warum ich vor dieser Ausbildung "Schiss" hatte, war ja nicht die erste in meinem Leben und ganz sicher auch nicht die Schwierigste (zumindest gefühlt, liegt eventuell am Interesse 🤓 ). Möglicherweise weil ich gespürt habe, dass diese mein Leben für immer verändern kann und wird, dass sie unser Leben ein bisschen auf den Kopf stellen wird. Aber um das gehts gerade auch grad nicht.  Ihr kennt das sicher. Normalerweise besuchen wir jüngeren u...

Warum aufgeben meistens wirklich keine Option ist...

Mensch. Nachdenken ist manchmal ganz schön anstrengend. Das kann einem ganz schön arg die Laune verderben. Da ergibt es ja fast einen Sinn, dass es bei manchen Menschen so wirkt als würden sie es gar nie tun. Zumindest nicht über das Wesentliche. Und schon gar nicht über sich selbst. Da wird dann oft lieber vor den anderen Türen gekehrt. Ist einfacher und geht vor allem schneller. Und in der Komfortzone ist es soooo herrlich gemütlich. Sollen doch mal lieber die anderen an sich arbeiten. Es war gestern beim Laufen, da kam mir ein etwas zermürbender Gedanke. Dachte ich zuerst. Aber es sollte sich anders herausstellen. Aber jetzt mal langsam und der Reihe nach. Ganz von vorne. Also nicht von ganz von vorne, denn das würde ein Buch füllen, aber gehen wir zurück bis September 2016. Da kam ja meine kleine Prinzessinnen-Räubertochter auf die Welt (sie ist beides, deshalb konnte ich mich nicht entscheiden, also musste ein neues Wort her 🧐). Ich zu dem Zeitpunkt statt meinen gewöhnlic...